Henrikh Mkhitaryan - Der weg zurück?

Ein Artikel von Bennet Wengatz (verfasst am 05.01.2018)

Die Transferperiode der Borussia ist geprägt von wiederkehrenden Gerüchten um Henrikh Mkhitaryan. Nicht wenige können sich noch an den eher unschönen Abschied aus Dortmund erinnern. Nach den Rückholaktionen um Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze schocken die aktuellen Gerüchte aber Niemanden mehr ernsthaft. Aus sportlicher Sicht, so meinen viele, kann man bezüglich einer Rückkehr nur positiv eingestellt sein. Allerdings sei das Signal, welches man an den eigenen Kader senden würde, vermutlich das falsche. Schließlich könne sich so jeder Leistungsträger sicher sein, dass er den Schritt zu einem großen Klub im Ausland wagen kann, im Zweifel holt der BVB ihn zurück. Die selbe Thematik wurde schon bei den vorangegangenen Rückholaktionen diskutiert und scheint auch nicht mehr wirklich entscheidend zu sein. 

 

Entscheidend ist, ob es überhaupt ein Interesse der drei Parteien (Mkhitaryan/Raiola, BVB, Manchester United) an einem solchen Transfer gibt. Jose Mourinho, so heißt es, möchte den Armenier am liebsten auf der Stelle verkaufen. Eine Leihe kommt für die Engländer also nicht in Frage. Aus diesem Grund scheiterten auch die Verhandlungen mit Inter Mailand. Mino Raiola scheint auch kein Interesse zu haben, seinen Schützling weiter auf der Bank der Engländer sitzen zu sehen. Seitens des BVB gab es zur Personalie bislang nur ein einziges offizielles Statement. Hans-Joachim Watzke bezeichnete den Transfer als "Nur mit viel Fantasie vorstellbar". 

 

Sportlich gibt es an Henrikh Mkhitaryan sicherlich wenig auszusetzen. Er ist sowohl als rechter Schienenspieler vor einer Dreierkette, als auch im zentralen Mittelfeld oder im Halbraum einsetzbar. Allerdings würde er selbst bei einem Verzicht auf einen Teil seines Gehalts (aktuell 12,5 Mio/Jahr) wohl direkt zu den Topverdienern gehören und mindestens 9,5 Mio/Jahr verlangen. Schwer vorstellbar ist auch, dass Manchester United den Offensivakteur, der im Sommer 2016 für 42,5 Mio Euro verpflichtet wurde, für weniger als 30 Millionen Euro ziehen lässt. In Anbetracht seines Alters von bald 29 Jahren wäre das zumindest kein klassischer BVB-Transfer. Mkhitaryan ist ein Spieler, der am besten funktioniert, wenn der Trainer ihn so aufstellt, dass er seine Spielintelligenz bestmöglich nutzen kann. Dies konnte wahrscheinlich niemand wirkungsvoller, als Thomas Tuchel. Fraglich, ob Peter Stöger fähig und überhaupt willig ist, Mkhitaryan gewisse Freiheiten in seinem System zu geben. Gerade, weil Stöger kürzlich betonte, dass er mit den vorhandenen Spielern Lösungen finden möchte und nicht zuletzt, weil er gerade dabei ist, seine Vorstellungen im Trainingslager einzustudieren. Ein Transfer würde außerdem bedeuten, dass ein weiterer Kaderplatz für aufstrebende Spieler, die der BVB benötigt, um Einnahmen zu generieren und letztlich zu wachsen, besetzt ist. Schürrle, Yarmolenko, Reus, Pulisic, Götze, Kagawa, Castro, Sancho, Philipp, Bruun Larsen, (Rode, Dahoud, Toljan), sind Spieler, die direkt oder indirekt von einer Verpflichtung betroffen wären. Selbst bei Abgängen im Winter (Schürrle) scheint der BVB auf den offensiven Positionen noch mehr als ausreichend besetzt zu sein. Geht man davon aus, dass die Startformation ab Mitte Februar unter normalen Umständen Marco Reus, Mario Götze, und Christian Pulisic vorsieht, wenn zudem noch ein zuletzt überspielt wirkender Andrey Yarmolenko, der formstarke Shinji Kagawa und der aufstrebende Mo Dahoud (der Spielpraxis benötigt) auf der Bank sitzen, kann man festhalten, dass ein Transfer von Henrikh Mkhitaryan nicht auf alle Spieler einen positiven Effekt hätte. Selbst bei einem großen Abgang im Sommer 2018 oder 2019 (Pulisic, Reus?) würde die Verpflichtung des Armeniers dafür sorgen, dass der BVB nicht die höchstmögliche Ablösesumme generiert. Gerade Christian Pulisic unterliegt noch gewissen Schwankungen und benötigt das Vertrauen des Trainers, um einen ähnlichen Ertrag zu bringen, wie einst Ousmane Dembele. Setzt man ihm jetzt einen Henrikh Mkhitaryan vor die Nase, würde das mangels Spielpraxis wohl dazu führen, dass der BVB ihn bereits im Sommer 2018 für 40-50 Millionen Euro verliert, wenn Mkhitaryan  entgegen aller Zweifel tatsächlich sofort funktioniert. Davon ausgehen, kann man bei ihm mit Sicherheit nicht. Wie kein Zweiter ist er vom Vertrauen des Trainers abhängig und selbst bei einer schwachen Vorstellung darf er möglichst nicht ausgewechselt werden, da dies bei ihm in einer mentalen Krise enden kann. Stöger müsste also ein besonderes Augenmerk auf sein Selbstbewusstsein legen und dieses über das Leistungsprinzip stellen. Dies fällt besonders schwer, weil Mkhitaryan gerade in Spitzenspielen meist nicht an sein allgemeines Leistungsniveau herankommt.

 

Die dortmunder innenverteidigung - ein problem?

Ein Artikel von Bennet Wengatz (verfasst am 01.01.2018)

 

Borussia Dortmund hat ein Problem in der Innenverteidigung. Das zumindest mag man glauben, wenn man abseits der Bosz-Thematik vor allem auf individuelle Fehler der Verteidiger achtete, welche bei einigen Treffern als sogenannte “Ballwatcher” agierten. Die Defensive scheint auch zu erfolgreichen Zeiten schon immer der große Makel der Borussia zu sein. So ließ man sich auch unter Tuchel teilweise naiv von mittelklassigen Euro-League-Gegnern überrollen. Das Problem, wenn es denn eines ist, besteht seit Mats Hummels sich für den Schritt zum FC Bayern entschieden hat. Aus dem Kinderriegel um Hummels und Subotic, stark ergänzt durch Felipe Santana, wurde irgendwann eine Rotationsmaschine um Sven Bender, Sokratis und Marc Bartra. In der Dreierkette unter Thomas Tuchel gehörte auch Lukasz Piszczek zu den Kandidaten für die Abwehrzentrale. 

 

Lange Zeit galt Sokratis als verlässlicher Defensivspieler und Abwehrchef, doch im Laufe der Jahre kamen in Relation zu dem von Mats Hummels bekannten Aufbauspiel erste Zweifel auf und man entschied sich, in Ömer Toprak einen der stärksten Innenverteidiger der letzten Jahre zu verpflichten, welcher durch seine Ausstiegsklausel vergleichsweise günstig nach Dortmund wechselte. Die schwache Abschiedssaison erinnerte nicht wenige Dortmunder an die Spiele, in denen Mats Hummels zwar noch das schwarz-gelbe Trikot trug, doch mit dem Kopf schon in München gewesen sein muss. 

 

Unter Peter Bosz war es für Ömer Toprak und Sokratis aufgrund der extrem hoch stehenden Viererkette nicht möglich, im Rahmen ihrer defensiven Fähigkeiten zu handeln, sodass vor allem konterstarke Mannschaften das Geschwindigkeitsdefizit der Borussen schnell auszuspielen wussten. Sokratis fiel vor allem durch ungestüme Aktionen auf, wenn er versuchte, gegnerische Angriffe im letzten Moment zu unterbinden. 

 

Für die Zukunft wünscht man sich, eine Defensive zu stellen, die den Ansprüchen auf internationalem Parkett genügt. Gehandelt werden vor allem internationale Top-Talente wie der junge Niederländer Matthijs de Ligt von Ajax Amsterdam oder Manuel Akanji vom FC Basel. Beide Lösungen scheinen aus finanziellen Gründen nicht realisierbar zu sein, da bereits jetzt auch englische Klubs ihre Fühler ausstrecken. Sollte man auf einen Plan B in diesem Winter verzichten, würde in Jonathan Tah im Sommer 2018 eine Alternative bereitstehen. Die Ausstiegsklausel in Höhe von 25 Mio Euro könnte der BVB mit Sicherheit bedienen, um den nächsten Abwehrspieler vom Ligarivalen Bayer 04 Leverkusen loszueisen. 

 

Eine Innenverteidigung bestehend aus Ömer Toprak und Sokratis schien zuletzt unter Peter Stöger aufgrund ihrer tieferen Ausrichtung zumindest kurzfristig zu genügen, um das Saisonziel in der Bundesliga zu erreichen. Ein Transfer von Manuel Akanji für eine Ablösesumme oberhalb von 30 Millionen Euro würde zum aktuellen Zeitpunkt mit einem hohen Risiko verbunden sein. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass bislang keine Abgänge in der breit besetzten Innenverteidigung zu erahnen sind. Im Sommer könnte dies ganz anders aussehen.